Bauforschung

Die Aufklärung der Baugeschichte eines Denkmals ist eine wesentliche Voraussetzung für praktische Entscheidungen zum Umgang mit der überlieferten Bausubstanz. Durch vorbereitende Untersuchungen der Bauforschung können aus Unkenntnis des historischen Bestandes geplante schwerwiegende Eingriffe vermieden oder relativiert werden.
Im Spezialbereich Bauforschung werden an ausgewählten Bauwerken mit komplizierter Objektgeschichte Untersuchungen zur Klärung der Baugeschichte durchgeführt. Aufgrund der Komplexität ihrer Aufgabenstellung ist die Bauforschung interdisziplinär angelegt. Je nach bedarf werden Architekten, Kunsthistoriker, Historiker, Techniker und Naturwissenschaftler einbezogen. Im Ergebnis der Untersuchung können wesentliche Denkmalwerte benannt und in ihrer geschichtlichen und kulturellen Aussage für die Allgemeinheit erschlossen werden.
Für die praktische Denkmalpflege schafft die Bauforschung damit sogleich notwendige Entscheidungsgrundlagen. Im Falle existentieller Substanzverluste erfüllt sie die aufgetragene Dokumentationspflicht bzw. koordiniert die erforderlichen Maßnahmen.
Methodische Grundlage der Bauforschung sind die wissenschaftliche Bauaufnahme und das Feststellen der Bauabfolge von Baukörpern, Putzen und Farbfassungen. Hinzu kommen bautechnische, konstruktionsgeschichtliche, materialkundliche und stilistisch-typologische Vergleiche von Bauteilen. Wertvolle Erkenntnisse werden auch durch die Auswertung von Archivalien und historischen Bildquellen gewonnen. Anwendung finden auch spezielle naturwissenschaftliche Methoden, so z.B. die Gesteinskunde und die zur Altersbestimmung von Hölzern unerlässliche Dendrochronologie. Oft steht die Arbeit der Bauforschung unter den zeitlichen Zwängen der Bauabläufe.
Das Spezialgebiet Bauforschung des Landesamtes für Denkmalpflege befasst sich mit der Untersuchung von Denkmalen von herausragender Bedeutung. Die Bauforschung an den zahlreichen sonstigen Denkmalen wird durch freie Bauforschungs- und Architekturbüros geleistet. Weitere Partner sind Kollegen aus den Unteren Denkmalschutzbehörden, aus Museen, Universitäten und Hochschulen sowie Vereine, z.B. der Deutschen Burgenvereinigung.
Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen besitzt eine mit dem Wirken der ehemaligen Landeskonservatoren Walter Bachmann, Hans Nadler und Heinrich Magirius verbundene lange Tradition baugeschichtlicher Forschung.